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Ein Sommercamp für Nerds ? – Eine unserer Abiturientinnen berichtet von der Deutschen Schülerakademie

Schule in den Ferien? Wer macht denn so etwas? Und dann auch noch ein Camp für „besonders leistungsfähige und motivierte Jugendliche der Oberstufe, die über eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft sowie über eine breite Interessensausrichtung verfügen“, so die Selbstbeschreibung der Deutschen Schülerakademie. Wenn man das liest, bekommt man es mit der Angst zu tun. Man denkt an einen Haufen Nerds, die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun haben als noch mehr Schule. Doch ich habe mit meinen Vorurteilen noch nie so falsch gelegen. 

Die Deutsche Schülerakademie (DSA) richtet jeden Sommer 16-tägige Akademien für interessierte Jugendliche der Oberstufe aus, in denen sie verschiedenste Kurse besuchen und andere Jugendliche aus ganz Deutschland kennenlernen können. Die Akademien finden an neun verschiedenen Standorten in Deutschland statt. Dabei handelt es sich zu meist um Internatsschulen, die ihre Räumlichkeiten für die DSA zur Verfügung stellen. Da gibt es zum Beispiel die Akademie Torgelow, die in dem Internatsgymnasium Schloss Torgelow stattfindet, oder die Akademie Clemenswerth, die sich ebenfalls auf einer historischen Schlossanalge befindet. Ich selbst war an der Akademie Grovesmühle. Dort haben wir auf der Internatsanlage auf dem Land gewohnt, die Kurse besucht und vieles mehr.

Ein fluorezenzmikroskopisches Bild eines Mikrotubuli, das während unseres Kurses entstanden ist. (Quelle: B. Gräfe u. O. Munro)

Jede Akademie bietet andere Kurse an, die die potenziellen Teilnehmer wählen können. Es geht somit weniger darum, an welchem Standort man teilnehmen möchte, sondern welcher Kurs am besten zu einem passt, welcher Kurs einen am meisten interessiert. Dabei ist die Kursauswahl sehr breit gefächert: von politischen Themen über Geschichte, Literatur und Philosophie bis hin zu Physik, Informatik und Medizin. Das Kursprogramm ist dabei nicht nur von Akademie zu Akademie unterschiedlich, es wird auch jedes Jahr aufs Neue zusammengestellt. Beispielsft nenne ich drei Kurse aus den unterschiedlichen Bereichen dieses Jahres: „Quanten Compuing – Hype oder Heilsbringer?“, „Sense & Sentimentalism – Die Macht der gefühlten Wahrheit“ und „Wie erreichen wir Klimagerechtigkeit?“. Besonders hat mich der Kurs „Molekulare Grundlagen der Tumorimmunologie“ interessiert, aber die Teilnehmerplätze waren leider schon vergebe .So habe ich einen Platz in meinem Zweitwunsch „Leben mit Licht erforschen“ erhalten,  in dem wir uns vor allem mit der Fluoreszenzmikroskopie beschäftigt haben.

Es gibt drei Möglichkeiten, einen  Kursplatz zu ergattern. Der üblichste Weg ist, von der eigenen Schule mit einem Empfehlungsschreiben vorgeschlagen zu werden. Man kann aber auch eine Eigenbewerbung einreichen oder als erfolgreicher Teilnehmer eines Bundes- bzw. Landeswettbewerbs für die Akademie infrage kommen.

Ist man angenommen, erhält man die Information, für welchen Kurs man zugeteilt wurde und an welcher Akademie dieser stattfindet. Außerdem wird man in eine Online-Chat-Gruppe mit den jeweiligen Kursleitern und übrigen Teilnehmern hinzugefügt, um sich gegenseitig schon einmal kennenzulernen und die Referatsthemen zu verteilen. Ja, Referatsthemen! Die Akademie ist schließlich nicht nur Spiel und Spaß. Den Schülern soll das Lernen auf Universitätsniveau beigebracht werden und so hat auch jeder Teilnehmer bis zu Beginn der Akademie ein Referat für seinen Kurs vorzubereiten.

Außerhalb der Kurseinheiten hat jeder Teilnehmer und Kursleiter die Möglichkeit, seine eigenen Talente den anderen in sogenannten Kursübergreifenden Angeboten (KüAs) näher zu bringen. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Egal ob ein Teilnehmer einen interessanten Sport ausübt, besonders musikalisch ist oder ein Kartenspiel mitgebracht hat, es entstehen die unterschiedlichsten KüAs, an denen jeder teilnehmen kann, der Lust hat. So entstanden zum Beispiel KüAs wie Kickboxen, der Buchclub, Volleyball spielen, Finnisch lernen oder Dungeons and Dragons spielen. Wir aßen am Lagerfeuer Stockbrot, spielten Werwolf, schwammen im anliegenden Teich und schlugen eine Wasserschlacht.  Gerade in dieser Zeit, die wir frei gestalten konnten, wuchsen wir als Team zusammen. Doch auch die Akademieleitung trug weiter dazu bei, indem sie ein Sportfest organisierte, bei dem die einzelnen Kurse gegeneinander antraten, oder indem sie das Abschlussfest auf die Beine stellte, bei dem der Akademie-Chor auftrat und das Orchester und die Band spielten. 

Ein typischer Akademie-Alltag sieht in etwa so aus: Um 6:30 Uhr trifft man sich zum gemeinsamen Joggen, dann geht es unter die Dusche und zum Frühstück um 8 Uhr. Um 8:30 Uhr treffen sich alle im sogenannten Plenum und es werden organisatorischen Sachen wie zum Beispiel die möglichen KüAs des Tages besprochen. Von 9-12:15 Uhr gibt es dann die erste Kurseinheit, die von einer Kaffe- und Kuchenpause um 10:30 Uhr unterbrochen wird. Um 12:15 beginnt die Mittagspause mit dem Mittagessen und anschließend der Möglichkeit, an einem KüA teilzunehmen oder die auch die freie Zeit für sich zu nutzen. Die zweite Kurseinheit startet um 16:30 Uhr und wird um 18:30 Uhr mit dem Abendessen beendet. Ab hier steht die restliche Zeit des Tages zu Verfügung, um sich zum Beispiel im „Heizhaus“ zu treffen oder gemeinsam Sterne gucken zu gehen. 

Doch neben all diesem Spaß darf man den Hauptbestandteil der Akademie nicht vergessen: die gewählten Kurse. So stand zum Ende der Akademie die Ausarbeitung der Kursdokumentation an, in der die Schüler das Gelernte festhalten sollten. Und diese Dokumentation, die mit einer Facharbeit zu vergleichen ist, wurde von den jeweiligen Kursleitern während des Entstehungsprozesses kritisiert und zerpflückt, bis man nahezu von vorne anfangen musste. Das war sehr anstrengend, doch es hat sich gelohnt! Der Lerneffekt war deutlich zu erkennen. Revanchiert haben wir uns zum Abschluss damit, unseren Akademieleiter Guido in den See zu werfen.

Wir Teilnehmer stehen auf weiterhin in Kontakt und planen, nun als Mitglieder des Clubs der Ehemaligen, bereits das erste Nachtreffen. So haben wir nicht nur viel über unser gewähltes Thema und wissenschaftliches Arbeiten gelernt, sondern auch neue Freunde gefunden und Paten, die einem zum Beispiel hilfreiche Tipps zum Studium geben können.

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